Unsere Geschichte

1991


Ursprünglich war das im Jahr 1991 gegründete Sporttheater eine Arbeitsgemeinschaft für Schülerinnen und Schüler der Ostschule. Ziel war es, eine Verbindung zwischen Sport und Theater zu schaffen und möglichst vielen Kindern die Welt des Theaters und des Sports, der Bewegung zu eröffnen. Das Schattenspiel und Bewegungsgeschichten mit Musik waren für uns das dafür geeignete Mittel. So entstanden zu Beginn unserer Arbeit kleine Menschenschattenspiele und Showteile, die bei Schulveranstaltungen und bei kleineren Festen aufgeführt wurden. Eine erste abendfüllende Show war dann ein afrikanischer Abend, bei dem neben den damaligen aktiven Sporttheaterkindern (25) noch 60 weitere Grundschulkinder als „Affen” eingesetzt wurden.

Ein Jahr später standen dann 25 Kinder mit „Ein Mond für Prinzessin Nasheda”, dem ersten großen Menschenschatten-Theaterstück auf der Bühne.

Begleitend zu diesem orientalischen Märchen wurden orientalische Tänze und erste kleinere akrobatische Übungen in Bewegungsgeschichten dargestellt.

1994


Von 1994 an entstanden im Laufe von 1 bis 2 Jahren immer wieder Menschenschattentheaterstücke, die sich anfänglich mit Inhalten für Grundschulkinder befassten, bald aber den Anspruch hatten auch Jugendlichen einen interessanten Theaterabend zu bieten.

Dieser Anspruch kam auch durch die Veränderung innerhalb der Sporttheatergruppe zustande. Die anfängliche Beschränkung auf Kinder der Ostschule musste erweitert werden, denn Kinder, die nach der Grundschulzeit die Ostschule verließen, wollten dem Sporttheater weiter treu bleiben. Dieses wurde möglich durch die Kooperation der Ostschule mit dem Heidenheimer Sportbund. Dieser Kooperation schloss sich zuerst das Schillergymnasium an. Im Laufe der Jahre wurden neue Kooperationsschulen gewonnen. Im 4. Jahr nach der Gründung hatten wir Kinder aus unterschiedlichen Schulen der Stadt im Alter von 6 bis 15 Jahren.

Im Schattentheater standen in den Folgejahren Stücke zum Thema Mittelalter im Vordergrund. Hier war „Die schwarze Spinne” von Jeremias Gotthelf der erste wirklich „ernsthafte” Stoff. Die Trilogie des „Rattenfängers” brachte uns die ersten Auszeichnungen bei Theatertreffen ein. 30 Grundschulkinder spielten den Rattenfänger nach der gleichnamigen Sage und 30 weitere Haupt-, Real- und Gymnasialschüler spielten den „Rattenfänger” nach dem Lied von Hannes Wader und nach einem Text von Rafik Shami.

Neben dem Schattenspiel ging es auch „sportlich” voran. Verschiedene Tanzgruppen führten Tänze mit unterschiedlichen Schwerpunkten auf (Breakdance, orientalischer Tanz, Showtänze nach moderner Musik usw.) . Eine Akrobatikgruppe und eine erste Einradgruppe entstand. Um noch mehr Abwechslung in den Proben- bzw. Trainingstag zu bekommen wurden die ersten Jongliergeräte angeschafft.

Im Schattenspiel kam es zur Zusammenarbeit mit Amnesty International. Das Thema „Folter” und „Verschwinden” wurde aufgegriffen und zum „Tag der Menschenrechte” in einer Kirche aufgeführt.

2007


Über „Annas Geschichte” von Urs Fiechtner (ebenfalls ein Projekt mit ai) kam es dann 2007 zum Höhepunkt unseres Schattentheaterschaffens: Auf Wunsch unserer „Großen” stand mit „Herzsprung” der „Missbrauch” als Thema an.

Dieses viel beachtete Stück wurde von einer Jury ausgewählt um beim Schultheater der Länder das Land Baden Württemberg zu vertreten. Mit dieser Nominierung und dem einwöchigen Aufenthalt in Wolfsburg war der Höhepunkt des Schattenspiels erreicht.

Mit dem Jahr 2007 kam es auch zur großen Wende innerhalb des Sporttheaters. War bis zu diesem Jahr das Schattenspiel immer etwas vorrangig, kamen plötzlich viele Kinder ausschließlich wegen des „Zirkussports”. Und so kam es 2009 zum ersten großen Zirkusprojekt!

Zusammen mit dem Zirkus Zappzarap aus Leverkusen veranstalteten wir eine Zirkuswoche, die mit insgesamt 4 Shows abgeschlossen wurde. Neben den Sportheaterkindern waren noch weitere 50 Kinder beteiligt, so dass zum Ferienende 110 Kinder eine tolle Woche im Zirkuszelt erleben durften.

Die intensive Trainingswoche, das Erlebnis Zirkus führte nicht nur zu einem vermehrten „Run” in unsere Trainingsstunden, sondern auch zu dem Wunsch noch mehr Zirkuskünste zu ermöglichen.

So wurde als neues Ziel das Jubiläumsjahr 2011 (20 Jahre) angepeilt, das ebenfalls mit einem Zirkusprojekt – aber nur für Sporttheaterkinder – gefeiert werden sollte. Schon im Vorfeld kam es zu mehreren Wochenend-Workshops mit Zirkusleuten des Zirkus Zappzarap.

Inzwischen war eine große „Feuergruppe” entstanden: Stelzenläufer/innen die mit Feuerstäben jonglierte, Jongleuren mit Feuerkeulen, Feuerpois, Feuerbälle usw.

2010


Ein ganz anderes Projekt starteten wir im Jahr 2010 anlässlich der Landesliteraturtage in Heidenheim. Da die Landesliteraturtage unter dem Motto „Papier” standen, wurden in ca. 3000 (!!) Stunden Papierkostüme für insgesamt 22 Stelzenläuferinnen und Stelzenläufer hergestellt. Diese traten dann bei verschiedenen Veranstaltungen im Rahmen der Literaturtage auf.

Als dann im September 2011 der „Jubiläumszirkus” mit fast 70 Aktiven über die Bühne ging, waren so viele Nummern entstanden, dass 2 unterschiedliche 2-stündige Shows zur Aufführung kamen.

Neuste Zirkuskünste sind seit diesem Zirkusspektakel Vertikaltücher und Trapez. Da wir inzwischen den Leistungen unserer Kinder kaum noch gerecht werden können, verpflichten wir ca. einmal im ¼ Jahr Profi-Artisten, die in Wochenendworkshops unsere Kinder voran
bringen.

Z. Zt. kommen die ca. 80 Akteure des Sporttheaters aus 18 verschiedenen Schulen. Aber nicht alle unserer Sporttheaterkinder kommen aus einer der Kooperationsschulen. Einige haben uns auch über den Heidenheimer Sportbund (hsb) kennen gelernt. Auch Kinder aus Kindergärten – so sie Mitglieder des hsb bzw. Kinder des „Bildungshauses 3 -10″ (Projekt der Ostschule mit dem Kindergarten Kapellenstraße) sind und schon ältere Geschwister bei uns mit dabei sind – findet man bei uns. So ist unser jüngstes Kind gerade 6 und das älteste 18 Jahre.

Bereichert wird unsere vielköpfige Gruppe durch die Mischung unterschiedlichster Kulturen und – wie aus dem oben Geschriebenen erkenntlich wird – unterschiedlichster Altersgruppen.

Dadurch erreichen wir: „Groß und Klein” hilft einander – „Groß und Klein” lernt von einander – egal woher man kommt! Darauf sind wir stolz!

Froh sind wir über die vielen Helferinnen und Helfer bei unseren Übungsstunden, bei Veranstaltungen, beim Altpapiersammeln, beim Kostüme schneidern usw. Ohne diese vielen helfenden Hände wäre unser Sporttheater nicht möglich.

Besonders stolz sind wir auf die lange Zugehörigkeit unserer Kinder zum Sporttheater. Die durchschnittliche Verweildauer dürfte bei ca. 3 Jahren liegen. Wir haben Kinder, die uns seit über 10 Jahren die Treue halten.

In das neue Schuljahr 2013/14 starten wir schon in der letzten Ferienwoche der Sommerferien. Hier steht ein einwöchiges Zirkusprojekt mit vielen Workshops und abschließenden Zirkusvorstellungen auf dem Programm.

Sporttheater begeistert über 400 Zuschauer

Die Premiere des Heidenheimer Sporttheaters am Freitagabend brachte die Turnhalle der Ostschule an den Rand ihrer Hallenkapazität. Dort, wo sonst die Schüler der Ostschule Sportunterricht haben, war eine Manege aufgebaut, auf den Zuschauerrängen saß dicht gedrängt das Premierenpublikum. Zwei weitere Vorstellungen am Samstag waren ebenfalls gut besucht. Allerdings kamen nur die Premierengäste in den Genuss einer Feuershow vor der Sporthalle.
Unter den Gästen der Premiere am Freitagabend befand sich auch hsb-Vorsitzender Dr. Volker Wiedenmann. Das Sporttheater Heidenheim ist im hsb angesiedelt und wird von dem Lehrerehepaar Angelika und Klaus Hensolt ehrenamtlich geleitet. Die Aufführungen waren der Abschluss der Zirkuswoche, die im Rahmen des Ferienprogramms von „Kinder in Bewegung” stattfand. Diese Zirkuswoche mit den Vorführungen ist für viele Kinder ein Highlight und Lohn für das kontinuierliche Training unterm Jahr.
Auch dieses Jahr war wieder der Projektzirkus ZappZarap aus Leverkusen Kooperationspartner. Maren Cremer, die Chefin der Truppe, nach der Vorstellung: „Ich bin bei zahlreichen Projekten in ganz Deutschland dabei. Heidenheim unterscheidet sich von den anderen Städten dadurch, dass nicht nur in einer Ferienwoche trainiert wird, sondern das ganze Jahr. Dadurch erreichen die Shows ein Niveau, das wirklich beachtlich ist.” Für Cremer ist es der fünfte Aufenthalt in Heidenheim und die dritte Zirkusferienwoche gemeinsam mit dem Sporttheater.
Nicht nur bei den gut besuchten Aufführungen lag eine besondere Atmosphäre in der Luft, auch bei der Trainingswoche herrschte laut Ehepaar Hensolt, eine durchweg gute Atmosphäre. „Streit gab es eigentlich nie”, so Klaus Hensolt, was angesichts dem anspruchsvollen Training, der Abstimmung eines verbindlichen Ablaufs und einer Altersspanne von sechs bis 17 Jahren ein Wunder scheint.
Der gute Umgang aller Kinder miteinander wurde bei den Aufführungen sichtbar. Ein Schulterblick stellt sicher, dass der andere Artist noch mit im Boot ist, eine helfende Hand findet sich an jeder Ecke. Wenn eine Achtjährige auf den Schultern einer 12-jährigen steht, während diese auf einem Drahtseil balanciert oder bei den Akrobatiknummern man nur mit einem Fuß mit der Partnerin verbunden ist, dann gehört dazu Training und Vertrauen.
Geboten wurde Akrobatik in aller Vielfalt. Ob am Trapez oder Ring, mit Leitern, auf dem Drahtseil, mit Laufkugeln und Rola-Bola, auf Stelzen oder Einrad. Charakterisierend war, dass alle Show-Teile gemeinsam in einer Gruppe vorgeführt wurden – Einzeldarbietungen waren nicht zu sehen.
Das Jonglieren mit drei Diabolos freilich ist eine Kunst, die nur einer der Jugendlichen vorführt. Er ist damit einer von 20 Diabolo-Künstlern in Baden-Württemberg, der diese hohe Kunst beherrscht. Er gibt im Sporttheater sein Können an die Jüngeren weiter.
Zauberer, Clowns und Fakire brachten das Publikum zum Staunen und den einen oder anderen Artisten zum Verschwinden. Ein eher ruhigerer Part waren die Poi-Künstler, die mit leuchtenden Pois in der abgedunkelten Halle eine Choreographie vorführten, die das Publikum verzauberte.
Eine Show an den Vertikaltüchern bildete den Abschluss der zweistündigen Zirkusvorführung. Acht Akrobatinnen in einer aufeinander abgestimmten Show, zu einer Musik, die vom Zirkusorchester live gespielt wurde.
Das Orchester begleitete einige der Darbietungen und als zum Auftakt des zweiten Teils die Titelmelodie von Mary Poppins erklang, erkennt man, dass unter den Geigern auch Akrobaten sitzen. Ein genauer Ablaufplan sichert, dass alle zur richtigen Zeit im richtigen Kostüm an der richtigen Stelle sind. „Zur Not wird durch den Garten des Hausmeisters abgekürzt” erklärt eine Akrobatin verschmitzt. „Während der Schulzeit ist dort das Betreten nämlich strengstens verboten.”
Es sind die kleinen feinen Dinge, die diesen Zirkus so besonders machen. Da geht eine Nummer charmant in die andere über, hochwertige Kostüme und Akrobatik-Utensilien geben einen professionellen Rahmen, sechs reizende Clowns moderieren unterhaltsam die Show.
Um das Ferienprogramm auf die Beine zu stellen, war neben der professionellen Begleitung auch viel – sehr viel Engagement notwendig. Lehrkräfte der Ostschule, Eltern und viele andere sorgten dafür, dass passende Kostüme da waren, die Versorgung der immer hungrigen Kinder mit Nahrung gegeben war oder zahlreiche Flechtfrisuren zur Premiere entstanden.

Und was sagen die Kinder über die Zirkuswoche? Helena, 13 Jahre alt fand am besten das Trainieren mit den Freunden, „langweilig war es nur, wenn wir zum Frischlufttanken vor die Tür geschickt wurden.” Sie hat mit ihrer Freundin eine Synchron-Nummer am Trapez vorgeführt. Täglich von 9 bis 16 Uhr trainierten die 60 Kinder von Montag bis Freitag. Die Profis haben Tipps gegeben und gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen die Nummern trainiert und vorstellungsreif gemacht.
Und das Publikum? Eine ältere Dame, die ihre Enkelin bestaunte: „Seilspringen und Hula-Hopp kennen wir ja noch aus unserer Jugend, aber was die damit machen, sagenhaft!” Ein junger Mann: „Jedes Kind hat seinen Platz gefunden und kann sein Talent entfalten.”
Damit hat der Besucher den Kerngedanken des Sporttheaters erfasst. Bleibt abzuwarten, ob sein zweijähriger Sohn sich von den Nachbarskindern anstecken lässt und auch mal ein Sporttheater-Kind wird.